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Geschmackserlebniss Whisky
Sehr verehrte Damen,
sehr geehrte Herren,
liebe Kundinen und Kunden und Freunde des Hauses,
im persönlichen Gespräch mit Kunden höre ich immer wieder Zweifel daran, daß ihnen ein älterer oder besonders gelagerter Whisky oder gar einen Einzelfassabfüllung "sicher nicht schmecken wird, da sie noch nicht ausreichend Erfahrung mit Whisky gesammelt haben".
Da bin ich ganz klar der Meinung: ob ein Whisky schmeckt oder nicht, hat erst mal mit Erfahrung garnichts zu tun. Da geht es einzig und allein um den persönlichen Geschmack. Schmeckt er nicht, hilft alles ander auch nicht weiter. (Aber: natürlich braucht man viel Erfahrung, um sich wirklich mit einem Whisky auseinander setzen zu können, doch darum soll es hier erst mal nicht gehen.)
Los geht es mit dem öffnen einer neuen Flasche. Nach dem verkosten bildet sich jeder sicher das erste Urteil. Das sollte aber nicht das einzige sein! Viel interessanter ist es, den Whisky später (Tage, Wochen, Monate) noch ein mal zu probieren und dann das Urteil bestätigt zu sehen oder nicht.
Aus meiner Erfahrung passiert oft, daß ich einen Whisky aufmache, probiere und oft nicht über ein "ganz nett" hinaus komme, aber: dann fülle ich soviel aus der Flasche, das der maximale Durchmesser für die Flüssigkeit zur Verfügung steht. Die abgefüllte Menge in einer kleinen Flasche verschließe ich und lasse beide Flaschen dann erst mal stehen, manchmal 1/4 Jahr, manchmal 1/2. Sehr oft hat sich in dieser Zeit ein "ganz netter" Whisky zu einem zumindest "leckeren", manchmal sogar einem "richtig tollen" Whisky entwickelt. Oft braucht ein Whisky einfach eine Zeitlang Luft, damit er sich entwickeln kann. Was ich auch immer probiere, auch bei nur 40 Vol. % Alk. ist in paar Tropfen Wasser. Das wirkt auch oft Wunder.
Natürlich ist das mit dem herausschmecken verschiedener Geschmacksnoten besonders für den ungeübten "Trinker" aber auch ganz allgemein ein Problem. Süß, salzig, rauchig, bitter schmecken wir alle problemlos, darüber hinaus wird es aber schon schwierig. Bei mir beschränkt es sich ab da nämlich meistens auf "schmeckt" oder "schmeckt nicht" - und ich übe wirklich fleißig ;-))). Darüber hinaus stehe ich aber auch auf dem Standpunkt, wenn ich einen Nuß-, Schokoladen- ,Toffee- oder Sonstwie- Geschmack möchte, hole ich mir lieber das Original, das muß ich vom Whisky alles garnicht wissen, wozu denn. Da kommt es nur auf das gesamte Geschmackserlebnis an und das kann auch ohne das Aufspalten in einzelne Geschmacksnoten bescheiden oder sensationell gut sein. Also hier bitte nicht verzweifeln, wenn Ihr Geschmackssinn nicht so ausgeprägt ist, orientieren Sie sich einfach am "großen ganzen"!
Ich will keinesfalls bezweifeln, daß jemand in der Lage ist, im Whisky Heidekraut, Gras, Teer, Erde, nasses Stroh oder ähnliches zu erschmecken, ob Sie allerdings den Vergleich im richtigen Leben schon mal hatten, schon. Hier ist sicher ausreichend Fantasie hilfreich.
Auch mit dem Preis ist das so eine Sache. Zwischen 30 und 50 Euro gibt es so tolle Whiskys und da darf dann auch ausnahmsweise mal einer nicht so gut schmecken. Bei 100 Euro ist der Druck viel zu hoch, daß der bei diesem Preis dann auch schmecken muß - hier in meinem Laden rate ich eigentlich immer zu eher preiswerteren Whiskys.
Das Gleiche ist es mit dem Alter. Ich persönlich mag zu junge Whiskys nicht so gerne. Da gibt es zwar auch manchmal einen guten aber ab 12 Jahre sind sie mir eingentlich am liebsten, weil sie einfach reifer, runder und ausgewogener sind. 15 und 18 Jahre sind auch ein schönes Alter. Gerade der Glenfiddich 18 y ist super, auch den Glenlivet 15 und 18 Jahre finde ich toll, Knockando 18 y, Auchentoshan Three Wood (ca. 11 Jahre), Balvenie 12 y, Glenfarclas 15 y, alles ganz tolle Whiskys zwischen 40 und 80 Euro. Das sollte Sie aber nicht davon abhalten, mal einen Whisky ohne Altersangabe (die sind dann meistens irgendwo zwischen 5 und 8 Jahren alt) zu probieren. Wenn Ihnen diese angenehmer erscheinen als ältere spricht doch absolut nichts dagegen.
Machen Sie sich bitte selbst keinen Streß, Whisky kann man nicht mit akademischer Akribie genießen sondern nur mit freiem Kopf und ohne irgend einen selbstgemachten "Leistungsdruck". Wirklich wichtig ist nur eines: er muß schmecken, im Idealfall sagt mann einfach "boa, was für ein Whisky"!!!
In diesem Sinne,
Slainte
Ihr
Paul Sebastian